Der Museumswinkel

An der Südostseite der Kreuzung Gebbertstraße / Luitpoldstraße treffen zwei langgestreckte vierstöckige Backsteingebäude rechtwinklig zusammen: ein besonderes Erinnerungsstück aus der Erlanger Industriegeschichte, heute Museumswinkel genannt.

Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex wurde von 1892 bis 1911 von den “Vereinigten Physikalisch-Medizinischen Werkstätten Reiniger, Gebbert und Schall” errichtet. Hier wurden unter anderen medizinischen Geräten auch Röntgengeräte gebaut und weiterentwickelt. In den zwanziger und dreißiger Jahren wurde die Firma von der heutigen Siemens AG schrittweise übernommen und während der folgenden Jahrzehnte stetig erweitert. So stellt das Fabrik- und Verwaltungsgebäude die “Urzelle” der Erlanger Medizintechnik der Siemens AG dar, die heute tausenden Menschen Arbeit gibt.

Das Gebäude ist aber auch ein Denkmal der politischen Zeitgeschichte. Eine Gedenktafel am Eingang Luitpoldstraße erinnert daran, dass während des Zweiten Weltkrieges hier (wie auch in anderen Erlanger Fabriken) Ausländer und Kriegsgefangene unter unwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, um kriegswichtige Produkte herzustellen.

Als der Medizintechnikbereich von Siemens in neue Gebäude im Röthelheimpark umzog, stiftete die Siemens AG im Jahr 2000 den historischen Gebäudekomplex der Stadt Erlangen. Auflage war es, das Gebäude “auf Dauer von 30 Jahren für die Zwecke eines Museums, für kulturelle und sonstige gemeinnützige Zwecke zu nutzen”.
Inzwischen wurde der östliche Teil des Museumswinkels umgebaut (ohne das Äußerliche zu verändern), um das Stadtarchiv modern unterzubringen. Das Archiv, das auch das “Gedächnis der Stadt” oder als “Haus der Erlanger Stadtgeschichte” bezeichnet wird, ist für die dauerhafte Aufbewahrung aller amtlichen Unterlagen der Stadt zuständig.
Im mittleren Teil des Museumswinkels sind unterschiedliche kulturelle Vereine der Stadt untergebracht, wie der Heimat- und Geschichtsverein, der Deutsch-Russische Kulturverein, die Dante-Alighiri Gesellschaft, der gVe (Gemeinnütziger Theater- und Konzertverein), der Deutsch-Türkische Solidaritätsverein und das Jugendorchester Vivaldis.
Im Bauteil entlang der Gebbertstraße befinden sich einige Ämter der Stadtverwaltung, wie der Stadtjugendring, das Kulturprojektbüro, das Bauaufsichtsamt, das Kultur- und Freizeitamt und das Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung. Im Erdgeschoss dieses Teiles wird zur Zeit eine ehemalige Fabrikhalle (mit Gusseisensäulen) umgebaut, um das Medizinarchiv von Siemens unterzubringen.