Der Wasserturm

Der Erlanger Wasserturm diente früher als Karzer und wurde zum universitätseigenen Gefängnis für Studenten, die zum Beispiel wegen nächtlicher Ruhestörung in diesen eingesperrt wurden. Die Dauer wurde durch die Universität selbst festgelegt. Der Karzer beinhaltete eine Holzpritsche, einen Tisch, zwei Stühle und einen Ofen.

Die Verpflegung bestand aus Wasser, warmer Suppe, Brot und Gemüse, wobei Fleisch von den Insassen selbst hinzugekauft werden musste. Alkohol wurde, obwohl es verboten war, öfters konsumiert. Berühmt wurde der spätere Dichter und Publizist C.F.D. Schubart durch die 187 Maß Braunbier, die er während seines 34-tägigen Aufenthalts 1760 im Karzer getrunken haben soll. Durch solche Geschichten erlangte die Strafe kaum abschreckende Wirkung und wurde zu einer Art Muss für Studenten.

Der erste Karzer wurde 1743-45 im Dachgeschoss der Sophienkirche betrieben; der zweite, der nach seinem ersten Inhaftierten “Neumaiers Burg” genannt wurde, war ebenfalls in einem Dachgeschoss, dieses Mal im Universitätsgebäude in der Hauptstraße 18. Daraufhin verlegte man es in das Dachgeschoss des Anatomieanbaus, wo es bis 1828 blieb. Bis 1838 war das Gefängnis im Erdgeschoss des Redoutenhauses präsent. Im Wasserturm hatte es bis 1897 Bestand, wo heute noch die typischen Wandbilder und Malereien zu erkennen sind. Vor der Abschaffung der Karzerstrafe 1913 war es noch einmal in der Mansarde des Geologischen Instituts zu finden.